Karlsbrücke
Die mit Legenden umwobene und berühmte Steinbrücke in Prag zieht jährlich Millionen von Touristen an. Trotzdem hat sie ihre romantische und altertümliche Atmosphäre behalten und lädt Sie zum spazieren, verweilen, fotografieren und mit anderen sich zu freuen ein.
In Prag zu sein und diese Brücke nicht zu betreten würde gleichen nie in Prag gewesen zu sein! Was ist an dieser Brücke so besonders? Warum zieht sie unsere Aufmerksamkeit so stark an? Klar, es ist ein unglaubliches Masterbauwerk für die Zeit, wann sie entstanden ist. Viel mehr aber hilft sie uns die Zeit, in der sie entstanden ist, zu verstehen und vor allem, wenn man ein bisschen Vorstellungskraft hat, kann sie uns in das Prag (und Tschechien) des 14. Jhs. übertragen.
Judithbrücke und ihr Ende
Die Karlsbrücke steht da, wo schon vorher eine Brücke aus dem 12. Jh. gestanden hat, die Judithbrücke. Diese wurde nach der Judith von Thüringen genannt, die den Tschechischen König Vladislav II. geheiratet hat und zur Tschechischen Königin wurde. Da sie wesentlich finanziell zum Bau der Brücke beigetragen hat, wurde die Brücke nach ihr genannt. In dieser Zeit sind auch anderswo in Europa Steinbrücken entstanden, z. B. in Regensburg. Die Brücke in Regensburg ist die älteste Steinbrücke in Europa. Die Prager Judithbrücke ist dann leider einem Hochwasser zum Opfer gefallen und zwar in der Zeit, wo der berühmte Karl IV. der Tschechische König war. Man kann sagen „zum Glück“, weil dieser Herrscher wusste, wie er mit dem Problem eines unüberbrückten Moldaufflusses umgehen soll!
Eine Brücke, die über Jahrhunderte stehen wird!
Karl der IV. hatte einen praktischen und auch grosszügigen Wunsch: eine Brücke zu bauen, die alle möglichen Hochwässer übersteht. Dazu hat er für seine Absicht in zwei Richtungen die Hilfe gesucht: im Bauwesen und im Magischen.
Der Baumeister der Karlsbrücke war Peter Parler, der gleiche, der auch das St.-Veits-Dom gebaut hat und der seine Erfahrungen am Bau des Köllnscher Doms gesammelt hat. Der Bau der Brücke war mächtiger als die ursprüngliche Juditbrücke und der Sage nach hat man den Mörtel der Karlbrücke mit Eiern verbessert. Die Sicherungen im Bereich der Architektur wurden durch gewisse magische Bausymbolik ergänzt. Der Grundstein wurde an einem ganz speziellen Datum gelegt: am 9.7.1357 um 5:31 Uhr morgens. Diese Zahlen 1-3-5-7-9-7-5-3-1 waren kein Zufall. Sie bilden eine Reihe von ungeraden Zahlen die steigt und dann wieder absenkt. Wie eine Pyramide! Dieses Datum war angeblich ein günstiger Zeitpunkt im Tierkreis des Löwen (Symbol des Königreiches Böhmen) und sollte der Brücke einen zusätzlichen Schutz gewährleisten.
Es hat geklappt! Die Karlsbrücke mit ihren 16 Brückenbögen, halbem Kilometr Länge, einem romanischen Brückenturm (noch von der Juditbrücke, näher zur Burg), einem gotischen Turm und 30 Statuen von Heiligen, die im 17.,18. und 19. Jahrhundert dazu gekommen sind, können wir uns noch heute in ihrer Vollpracht anschauen.
Statuen auf der Karlsbrücke
Die Statuen, eine Freilichtgallerie von überwiegend wertvollen Barockwerken aus den Werkstätten von M. B. Braun und J. M. Brokoff, sind ein eher ungewöhnliches Element in Mitteleuropa. Viel mehr würden wir sie zum Beispiel in Italien gewöhnlich finden. Den Pragern hat es eine Zeit lang gedauert, bis sie sich an diese Statuen gewöhnt haben. Heute können wir uns die Brücke ohne sie gar nicht vorstellen!
Die meisten Besucher sammeln sich heute bei der Statue des. Hl. Nepomuks, der in der Zeit des Sohnes Karls IV. gelebt hat. Er war Generalvikar des St.-Veitsdoms und im Streit zwichen der Kirche und dem König wurde er gefoltert und aus der Karlsbrücke in die Moldau geworfen – die Stelle ist heute durch ein verziertes Gitter mit seiner Relief-Figur gekennzeichnet. Die Legende, die die ganze katholische Welt kennen gelernt hat, wird Ihnen gerne einer unseren Stadtführer|n erzählen.
Mehr über die Statuen auf der Karlsbrücke können Sie hier erfahren.
Wenn Sie die Karlsbrücke etwas mehr „privat“ erleben wollen, müssen Sie entweder früh am morgen kommen, oder spät am Abend. In der Saison (ab April bis Oktober) kann aber auch das nicht wirklich helfen! Wie aber viele schöne und romantische Postkarten mit der Karlsbrücke beweisen, solche Zeiten, wo auf der Brücke nur so viele Leute sind, wie vor zwei Hundert Jahren, gibt es. Heutzutage werden Sie dort aber eher viele, oder sehr viele Menschen erleben. In Sommermonaten können Sie verschiedene Musiker hören und am Podest einer 300 Jahre alten Heiligenstatue angelehnt sein oder sogar mittanzen! Es ist sehr, sehr wohlfühlend und romantisch. Der Ausblick auf die Kleinseite und Prager Burg gehört zu dem schönsten, was Prag zu bieten hat.